Mittwoch, 8. Juli 2020

Erfahrung macht weise

...das stand am Morgen des Abflugs auf meinem Tee. Ich weiß auch nicht wie, aber scheinbar passen diese Sprüche immer zum Tag. Deshalb stellte ich den Tag auch völlig unter dieses Motto. "Egal was heute passiert, es bringt mir neue Erfahrungen!"



Dann ging es mit Mama auch schon auf zum Dresdner Flughafen. Draußen kaum ein Auto, drinnen dann schon die Schlange am Schalter, ohne eine Person dahinter. Die Lufthansa angestellten kamen dann eine halbe Stunde später und arbeiteten gemütlich die Meute ab. Mein Koffer durfte auch mit 800 Gramm Übergewicht mit und das Handgepäck wurde zum Glück nicht darauf getestet. Beim Sicherheitscheck durfte ich dann fast den kompletten Rucksack auspacken (alles Technik), musste diesmal aber nichts erklären! Dahinter dann noch schnell die Frühstückssemmel gegessen und los ging der erste Flug. Übrigens: Im Flughafen und natürlich auch im Flugzeug herrscht Maskenpflicht. Ich hatte also fast 24h eine Maske auf und man gewöhnt sich total dran! Im ersten Flugzeug war ich eine der wenigen, die einen Sitznachbarn hatte. Essen gab es nur für die Businessleute, für den Rest eine Flasche Wasser. In München angekommen hatte ich dann circa 6 Stunden Zeit. Unter anderem dafür, noch jemanden zu finden der mir meinen Mietvertrag ausdruckt. Die ersten beiden Anlaufstellen waren wenig Hilfreich, aber in der Lufthansa Lounge (in die ich natürlich eigentlich gar nicht rein darf) fand ich eine nette Angestellte, die mich etwas drucken lies. Damit hatte ich dieses möglicherweise für die Einreise wichtige Dokument dann auch auf Papier. Ansonsten verbrachte ich meine Zeit hauptsächlich mit Schlafen in der Relaxing-Area. Da war immer was frei, so viel war eben auch in München auf dem Flughafen noch nicht los. Zwei Stunden vor Abflug trat ich dann auch mal die Ausreise aus der EU an. Für die Gesichtskontrolle muss man da auch mal die Maske abnehmen. Am Gate kamen dann immer mehr Koreaner an und die Lufthansa-Mitarbeiterin fing an die Visa aller Fluggäste zu kontrollieren. Bei mir bemerkte Sie sofort, dass ich lange nicht fliegen konnte und jetzt endlich einen Flug bekommen hatte. Ich frag mich immer noch, wie ihr das genau aufgefallen ist. Das einzig auffällige für mich war, das die anderen Ausländer keine eingeklebten Visa hatten, sondern nur ausgefüllte Formulare. Jedenfalls ging dann das Boarding los, das mit dem Abstand hatte dabei kaum einer verstanden, und ich war froh, dass kein Fieber gemessen wurde. Eigentlich ist die Voraussetzung fürs Boarding eine Körpertemperatur unter 37,5°C. Ich war so aufgeregt und dadurch warm, dass ich echt Angst hatte darüber zu kommen... im Endeffekt eine unbegründete Angst und ich war mir so sicher das würde meine größte Hürde werden!


Im Flugzeug waren dann in meinem Bereich alle mittleren Sitze ausgespart, sodass der Abstand gewahrt werden konnte. Ich schloss sofort mit meiner Sitznachbarin am Fenster Freundschaft. Jilly ist eine Koreanerin, die in Paris studiert hat und nun dort auch weiter leben will. Dadurch sprach sie super Englisch und konnte mir auch beim Ausfüllen der ganzen Zettel die wir bereits im Flugzeug bekamen, helfen. Das eine war die normale traveler declaration form, mit der man bestätigt keine verbotenen Waren einzuführen. Ich musste dann leider auch ein paar Würstchen im Flugzeug zurück lassen, weil eine Strafe von 10.000.000 KRW (fast 7500€) dann doch bisschen viel ist. Außerdem musste man seinen Gesundheitsstatus bestätigen, d.h. Husten? Fieber? Atembeschwerden? Und das letzte Dokument war zur Quarantäne und zum Download von Apps, die man dafür benötigte. Über die Flugzeit gab es ein leckeres Abendbrot, ich sah zwei Filme und versuchte zu schlafen, da ich auch die Nacht vorher kaum geschlafen hatte. Beim Frühstück war dann leider Paprika auf dem Brötchen, also gab es da nur einen Joghurt.:D Ansonsten gab es während den fast 10 Stunden Flug ein paar Turbulenzen und nichts durch das Fenster zu sehen.


Beim Aussteigen wurde ich dann wieder nervös, konnte aber zum Glück mit Jilly quatschen, die ja auch nicht wusste was auf sie zukommt. An der ersten Station stand dann schon eine lange Schlange und das obwohl das Flugzeug nur gestaffelt verlassen werden durfte. Die Menschenmassen wurden dabei mit Kameras gefilmt. Am Anfang der Schlange angekommen, wurde dann meine Körpertemperatur gemessen. Zum Glück lag diese bei 36,4°C und ich durfte gleich weiter. Bei anderen beobachtete ich nur, dass sie nach der ersten Messung noch einmal richtig in beiden Ohren gemessen wurden und dann an einen Stand zur weiteren Betreuung kamen. Wahrscheinlich werden diese Personen dann in eine gesonderte Quarantäne gebracht bzw. gleich vor Ort noch genauer untersucht oder ein Corona-Test gemacht. Für Jilly und mich ging es daran vorbei gleich weiter zur nächsten Station, wobei sich Koreaner und Ausländer trennen mussten. Am zweiten Stand ging es um die installierten Apps. Es war gut, dass ich die beiden bereits auf meinem Smartphone installiert hatte, wodurch es bei mir bisschen schneller ging. Mir wurde die App dann eingerichtet und die erste Selbstdiagnose durchgeführt. 


Am nächsten Stand wurde dann meine Kontaktperson Alex kontaktiert. Dieser musste auf folgende Fragen antworten: "Ist heute jemand für sie am Incheon Airport angekommen? Wie viele Personen und wie heißen diese Personen? Woher kommt die Person? Wo wird die Person in Korea wohnen?" Als alle diese Fragen passend zu mir und meinen Aussagen beantwortet waren, durfte ich weiter zum nächsten Stand. Dort musste ich vier weitere Blätter zur Qarantäne, dass ich in meinem zuhause in Quarantäne gehe und alle Regeln akzeptiere, ausfüllen. Dabei wurde mir auch wieder freundlich geholfen. Vor allem bei der Adresse, welche ich in jedem Formular ausfüllen musste und nur auf Koreanisch hatte, ließ ich mir jedes mal freundlich helfen. Am letzten und fünften Stand der Einreise musste ich nur eins der Blätter abgeben und es wurde etwas übertragen, also einmal keine Aufgaben für mich. Danach durfte ich endlich einreisen. Hier wurde dann nochmal mein Pass kontrolliert, ein Foto gemacht und die Abdrücke meiner Zeigefinger aufgenommen. Komischerweise hab ich aber keinen Stempel bekommen, sondern nur einen Zettel mit Einreisedatum und dem Datum bis wann ich im Land bleiben darf, plus den Vermerk diesen bis zur Ausreise aufzuheben. Daraufhin folgte dann erstmal business as usual. Koffer abholen, declaration form abgeben, Geld tauschen und raus. Dort wurde ich dann gleich wieder von einigen Koreanern in Vollmontur empfangen. Ich bekam einen roten Punkt auf die linke Schulter geklebt, der allen zeigen sollte, dass ich aus dem Ausland eingereist war und in Quarantäne musste. Ich verabschiedete mich von Jilly und wurde zu einem Bus geführt, der auch sogleich abfuhr und mich zum Bahnhof in Seoul brachte. Dort angekommen mussten wir dann über etwas komische Wege an einen Schalter. Um den Weg zu finden, brauchte ich wieder die Hilfe von Koreanern, da es leider nur sehr spärlich auf Englisch ausgeschildert war. Am Schalter bezahlte ich dann rund 50€ für den Bus und den Zug, welchen ich im Anschluss nach Busan nehmen würde. An einem Tisch musste ich nochmals ein Formular zum Transport und zur Quarantäne ausfüllen und anschließend auf meinen Zug warten. Zehn Minuten vor Abfahrt wurden wir dann zu unseren Zugabteilen geführt. Im Zug lernte ich dann Minoil (ich hoffe das ist so richtig) kennen, eine Koreanerin aus Busan, die einen Franzosen geheiratet hatte und jetzt ein neues Visum für Frankreich beantragen musste. Mit ihr bestritt ich dann den Rest der Reise. Die Zugfahrt von zweieinhalb Stunden schliefen wir größtenteils. An jedem Bahnhof wurde darauf geachtet, dass keiner in unsere Abteile einstieg. In Busan angekommen, wurden wir dann aus dem Bahnhof heraus geführt. Draußen mussten wir dann das letzte Formular der Reise ausfüllen. Es würde mich echt mal interessieren, was ich da eigentlich alles unterschrieben habe, denn Zeit zum lesen hatte ich nicht wirklich. Und dann wurde direkt vor Ort ein Corona-Test gemacht. Das empfehle ich wirklich keinem, denn es war nicht schön. Es werden zwei Abstriche vom Rachen genommen, einmal durch den Mund und einmal durch die Nase. Es ist unangenehm und tut weh, aber zum Glück musste ich das nur einmal machen und hab nicht noch extra Aufwand bei dem ich nochmal ins lokale Krankenhaus für den Test muss. Ich bin mal gespannt, wann das Ergebnis kommt. Zum Schluss wurde ich dann von einer Taxifahrerin in blauem medizinischen Overall, Handschuhen, Mundschutz und Face-shield zu meiner Unterkunft gefahren. 


Während der Fahrt bekam ich einen ersten Eindruck von der Stadt und bemerkte, dass hier auch rechts überholen erlaubt ist. An der Unterkunft wurde ich dann von meinem Kollegen Jaebong empfangen, der mich in mein Zimmer begleitete und mir beim Wlan einrichten half. Abends brachte mir Alex dann noch ein Care-Paket und ich konnte noch was essen. 
Zusammenfassend kann ich sagen, dass alles super gelaufen ist. Immerhin durfte ich einreisen und sogar in meine private Quarantäne. Nun sitze ich hier zwei Wochen mit mir alleine und bin mal gespannt was mir alles für Dummheiten einfallen werden, die ich diese Woche tun kann. Es wird sicher die Tage dann nochmal einen Post über meine Unterkunft und mein Essen geben, weil das jetzt schon viele interessiert. Also bleibt gespannt!

4 Kommentare:

  1. Hallo Lisa. Mein Gott klingt das kompliziert mit den Papieren und rotem Punkt etc haha... das war sicher mega aufregend! Hast du toll gemeistert! Und Kontakte knüpfen, ach wie ich das vermisse :) Ich hab jetzt mega Fernweh, ich will auch weit weg!
    Pass gut auf dich auf!!! Ich freue mich auf deine Posts :)
    VG Josi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hihi danke!
      Ich denke mal das du auch bald wieder deinem Fernweh nachkommen kannst und neue Freundschaften findest. Ich hab jetzt zumindest Kontakte in Frankreich... Das wird wohl nach Südkorea dann mal mit auf der Liste stehen.:D

      Löschen
  2. Wahnsinn Lisa, was du erlebt hast 😳🙈... Mega gut geschrieben 💪. Ich freu mich auf mehr 😊. Halte durch die 2 Wochen Quarantäne 🙏. Liebe Grüße, Sylli 😘

    AntwortenLöschen