Montag, 23. November 2020

Unterschiede und Eigenheiten Koreas

Ein Thema das wahrscheinlich jeden ein wenig interessiert - was unterscheidet das Leben in Korea von unserem Deutschen und vielleicht auch warum ist das anders? Ich habe ja nun in meiner Zeit hier so einiges erlebt, gesehen und probiert und möchte euch natürlich auch an den kleinen Dingen teilhaben lassen. Viele Geschichten habt ihr schon gehört, einige werde ich hier noch erzählen und auch ein paar Sachen einfach in Stichpunkten zusammen fassen. Damit könnt ihr hoffentlich einen Überblick über das Leben in Korea erhalten. Das wird dann auch mein vorletzter Post sein, denn ich habe in meinen letzten Wochen noch viel zu tun. Meinen Urlaub in Seoul am Ende des Aufenthalts möchte ich aber keinem vorenthalten und werde darüber natürlich noch berichten! 

Gleich bei meinem ersten Shoppingtrip mit Alex habe ich erfahren, dass es in Korea für Technik nur die Marken: Samsung, LG und Apple gibt. Durch die fehlende Konkurrenz kosten Kühlschränke, Waschmaschinen und Co. eine Menge Geld. Den Grund dafür habe ich mir leider wieder nur so halb gemerkt, jedenfalls verbietet Korea die Einfuhr der fremden Waren - bestimmt um den eigenen Mark zu stärken.

Im Institut musste ich mich am Anfang natürlich allen vorstellen. Dabei wurde ich auch oft nach meinem Alter gefragt, wobei sich die Frage: koreanisches oder deutsches Alter? anschloss. Doch was bedeutete koreanisches Alter? Wird das nicht überall gleich gezählt? Die Antwort ist: Nein. Hier in Korea wird das Leben im Bauch der Mutter auch mit gezählt. Der Einfachheit halber wird aber aufgerundet und so kommt ein Baby mit dem Alter von 1 Jahr zur Welt. Ich bin demnach in Korea 25 und nicht 24 Jahre alt. 

Ein weiterer Fakt vom Anfang meines Aufenthalts, der sehr gut für mich war: Ein Bankkonto kostet kein Geld. Außerdem kann man Überweisungen (wie in Deutschland auch) fix per App machen und diese kommen dann aber direkt beim Ziel an. Ich könnte hier also auch mein Mittagessen per Überweisung bezahlen, falls ich mal keine Karte und kein Bargeld aber mein Handy mit habe!

Als ich dann meinen ersten Kurzurlaub machen wollte, kamen wir auf das Thema der Urlaubstage. Meine Kollegen hier haben im ersten Arbeitsjahr 11 und im zweiten Jahr dann 15 Urlaubstage. Ich finde das ist ziemlich wenig und bin da sehr froh über unsere deutschen Standards! Natürlich gibt es auch einige Feiertage (wie zum Beispiel Chuseok im Oktober, wo wir 3 Tage frei hatten), aber damit kommen sie trotzdem nicht auf die Ferien, die wir in Deutschland haben. Dazu kommt noch, dass viele Firmen Betriebsferien haben, wo im Sommer alle gleichzeitig eine Woche frei machen müssen und sich somit die freien Tage nicht einmal ausgesucht werden können.

Von meinen Kollegen bekam ich sehr viel Mitleid für meine Wohnsituation mitten im Industriegebiet und auch die 15 Minuten Gehweg bis zum Supermarkt fanden sie zu viel für mich. (Vorrangig aber, weil es durchs dunkle Industriegebiet geht und sie das gruselig finden) Deshalb bekam ich schon zeitig diverse Lieferdienste vorgeschlagen, mit denen ich mich aber nie beschäftigen wollte. Jedenfalls ist es in Korea bei verschiedenen Anbietern möglich, sich sein Essen nach Hause liefern zu lassen. Der besondere Service dabei ist, dass man es vor 7 Uhr am nächsten morgen geliefert bekommt!

Die Autos der Koreaner haben es mir ja ein bisschen angetan. Natürlich fahren hier auch deutsche Marken auf den Straßen, aber man will ja auch mal was neues sehen. Mich begeistern die Kleinwagen, die nur die Hälfte an Steuern kosten und auch sonst sehr günstig sind, da sie so gebaut werden, dass ihre Maße gerade noch als Kleinwagen zählen. Ansonsten fasziniert mich, dass alle größeren Autos in denen ich saß Rückfahrkameras hatten und viele auch Kameras an den Seiten, oder Spurhalteassistenten usw. Außerdem hat jeder eine Kamera für die Versicherung im Auto, die das Fahrgeschehen um einen herum aufzeichnet, falls ein Unfall passiert. Des Weiteren haben viele eine Art Kreditkarte in einer Halterung an der Frontscheibe kleben, von der das Guthaben für die Nutzung der vielen Mautstraßen abgebucht wird. Straßen sind hier wohl oft so lange Mautpflichtig, bist die Kosten der Straße mit der Maut abbezahlt sind. Danach stehen sie wohl zur freien Verfügung. Ein interessantes Konzept und ich bin gespannt wie es verändert wird, wenn die Straßen repariert werden müssen. Was im übrigen auch ein jedes Auto an den Türen kleben hat sind kleine Schwämmchen, damit man beim Öffnen der Tür nicht den Lack des eigenen oder anderer Autos zerstören kann. Aber irgendwie sieht das auch bisschen komisch aus. Außerdem werden um Baustellen herum mehrmals täglich die Straßen von LKWs bewässert, damit der Staub nicht in die Luft gelangt und diese verschmutzt. Das ist ja bei so einer Großstadt wie Busan mit vielen Baustellen wichtig. Übrigens: ich fahre ja immer Bus und Bahn und das wird alles mit Karte bezahlt, wodurch man dann beim Umsteigen auch nicht nochmal bezahlen muss, sondern immer der korrekte Preis berechnet wird.


Wahnsinnig gefreut hat mich hier eine Tatsache: Ich bin ein RIESE! Also zumindest in Korea im Vergleich zu koreanischen Frauen. Es ist einfach toll, sich wenigstens mal für eine gewisse Zeit im Leben groß fühlen zu können. Und ich muss echt sagen, es gab einige Situationen, wo ich mich bücken musste. Also große Menschen sollten sich eine Reise nach Korea gut überlegen!

Beim Shopping finde ich immer wieder die Ansagen auf den Rolltreppen witzig. Hier wird man darauf hingewiesen dich festzuhalten und nicht zu laufen. Dadurch gibt es hier auch kein Gebot rechts zu stehen. Laufen bringt also nichts, denn man kommt eh nicht durch. Ansonsten gibt es Shops so ähnlich wie bei uns. Große Supermärkte wie Lotte, Homeplus oder e-mart; Schreibwaren und "Spittel"läden wie Artbox und Daiso; Drogerien wie OliveYoung, Lohbs, innisfree und so weiter (es gibt massig viele Beautyläden), aber nicht mit dm oder Rossmann vergleichbar! Wozu ich in Deutschland aber kein Äquivalent kenne sind die koreanischen Convenience Stores. Diese Läden sind klein und überall in der Stadt verteilt. Sie haben meist 24h geöffnet und verkaufen alles, was man zum überleben braucht, aber eben eher Fertigessen. Vielleicht kann man sie mit deutschen Imbissen oder dem was man an Tankstellen bekommt vergleichen. Jedenfalls sind sie der Ort, wo man nicht schräg angeschaut wird, wenn man alleine isst. Es gibt auch in all diesen Läden Mikrowellen, um sich das gerade gekaufte Essen direkt warm machen zu können.

Bei unserer Reise nach Jeonju haben wir ja schon gezeigt, wie man typisch koreanisch auf dem warmen Boden schläft. Generell gibt es hier überall standartmäßig Fußbodenheizung und dafür keine Heizkörper wie in Dtl. Für das Bett verkaufen man hier wohl auch gewärmte Steinplatten, die man sich dann im Winter auf die Matratze legen kann. Außerdem ist mir beim Reisen aufgefallen, dass eher mal die ältere Generation mit mir ein paar Worte in Englisch wechselt oder sich traut und versucht zu kommunizieren. Die jungen Leute sind hier leider sehr schüchtern und es kann schon echt schwer werden, wenn man kein Koreanisch spricht. Aber bisher habe ich mich immer mit Händen und Füßen, oder gelegentlich mal dem Handy mit Übersetzungsprogramm durchschlagen können.

Unis haben im Semester zwei Prüfungszeiten. Der Bachelor ist vergleichbar mit dem Deutschen, aber im Master ist man dann schon in einem Forschungsgebiet beschäftigt und hat weniger Vorlesungen und mehr praktisches Arbeiten an seinem eigenen Thema.

Was mich in Korea immer wieder nervt ist, dass es kaum Mülleimer gibt, in denen man etwas entsorgen kann, wenn man unterwegs ist. Ich geh dann meist auf eins der zahlreichen sauberen kostenlosen Toiletten, welche ich dann wiederum sehr bewundere, und entsorge dort meinen Müll. Generell wird der Müll hier aber sehr ordentlich getrennt, wobei aber die Pappe von Rentnern abgeholt wird, die sich noch etwas dazu verdienen wollen. Das ist für mich immer ein trauriger Anblick und erinnert mich an die Flaschensammler in Deutschland.

Nun noch ein paar Sachen die mir an Koreanern aufgefallen sind, die ich aber nicht erklären kann:

  • Auf Arbeit gehen schon viele eher schick in Anzug oder Hemd, aber sobald man auf Arbeit angekommen ist, werden die Schuhe zu Badelatschen gewechselt
  • Draußen tragen sie dann lieber viele Blasenpflaster in ihren schicken Schuhen, als sich passende Schuhe zu kaufen. Wie oft haben wir jetzt schon Frauen gesehen, die kaum laufen konnten
  • Pärchen tragen hier öfter mal passenden Outfits. Das heißt gleiche Farben der Kleidungsstücke oder auch gleich den gleichen Pullover
  • Wenn man geheiratet hat, dann zieht man in Korea zusammen. Ziel der Koreaner ist es, in eines der für sie so schicken Hochhäuser zu ziehen, mit 40 Stockwerken und wahrscheinlich 1000 Nachbarn. Für mich als Dorfkind völlig unverständlich!

So das war bestimmt nicht alles, aber alles was ich gesammelt habe und was mir auf die Schnelle so einfällt. Ich hoffe es war so interessant wie ich dachte. Bis in einem Monat!

Donnerstag, 5. November 2020

Den Traditionen auf der Spur - ein Wochenende in Jeonju

Am letzten Wochenende nahmen Katrin und ich uns wieder einmal die Zeit für eine kleine Reise und so ging es diesmal in die traditionsreiche Stadt Jeonju. Die Stadt liegt Nordwestlich von Busan und war in 3 Stunden mit dem Bus erreicht. Wir hatten uns für ein traditionelles koreanisches Haus - ein Hanok - als Unterkunft entschieden und waren begeistert von dem kleinen Garten und hübschen Haus. Traditionell schläft man in Korea auf dem geheizten Fußboden und so bekamen wir nur ein paar dicke Unterlagen, Kissen und Decken als Bett. Auch mal eine Erfahrung, aber es war schon sehr warm und sehr hart im Gegensatz zu dem was ich gewöhnt bin. Zur Mittagszeit ging es für uns dann auch direkt eine Runde in die Stadt, um die anderen Hanok zu bewundern. 

Es war viel los an diesem Wochenende und wir begegneten einer Menge Koreanern in Hanbok, dem traditionellen koreanischen Gewandt. An allen Ecken gab es Läden, um diese Hanbok auszuleihen. So entschieden auch wir uns dazu, uns in Schale zu schmeißen! Als erstes bekommt man einen Reifrock angezogen, darüber wird ein Rock mit Trägern gezogen, der vor der Brust zusammen gebunden wird und zu guter Letzt bekommt man noch eine langärmelige kurze weiße Bluse darüber. Uns wurden auch noch die Haare hübsch gemacht und eine Menge an Perlen und Schmuck hinein gesteckt. So aufgehübscht mussten wir dann natürlich auch eine Menge Fotos schießen!




Später kamen wir dann zufällig bei der Wachablösung am Palast vorbei und bestaunten das Spektakel, was auch in Englisch erklärt wurde. Ansonsten lauschten wir noch einigen Frauen beim Spiel der Gayageum - einer koreanischen Zither und spazierten in und um die Altstadt. Zum Abendbrot gab es dann das berühmte Jeonju Bibimbap mit Tatar. Lecker!





Der Sonntag war dann leider sehr regnerisch und so hatten wir den Tag schon im voraus zu unserem Museumstag auserkoren. Zuerst ging es mit dem Taxi zum Jeonju Industrial Hanji Museum, in dem wir uns die koreanische Papierproduktion (Hanji) anschauen wollten. Leider hatte das Museum wegen Corona zu und so spazierten wir eine Runde in einem nahe gelegenen Park. Daraufhin ging es dann in ein anderes Papierzentrum, in dem wir dann unser eigenes Hanji herstellen konnten. Das koreanische Papier besteht aus den mit Asche gebleichten Fasern des Maulbeerenbaums und einer aus Hibiskuswurzeln gewonnenen klebrigen Flüssigkeit. Die Herstellung des Papiers ist dann ähnlich dem deutschen Papierschöpfen, nur das man das ganze auf einer Bambusmatte macht und das Wasser darauf auch eine weile "schüttelt". Das ganze mal selber zu machen war ganz lustig und wir haben recht hübsche Ergebnisse bekommen. 


Zurück in der Altstadt ging es dann zuerst in Alkoholmuseum, wo die Herstellung von Reiswein (Makgeolli) und Reisschnaps (Soju) kurz erklärt wird. Danach gab es noch eine kurze Verkostung und wir fanden natürlich auch ein paar Getränke nach unserem Geschmack! Weiter wollten wir dann ins Kameramuseum und ein weiteres kleines Papiermuseum, aber die hatten leider zu oder waren nicht auffindbar. Dafür ging es dann aber in ein hübsches Kaffee, wo wir gelben Tee so serviert bekamen, als wären wir Königinnen. Das war schon witzig da ständig wieder die kleine Kanne zu füllen um ein Schnapsglas voller Tee trinken zu können. Wie das funktioniert hat, könnt ihr im Video sehen. Wir ließen den Tag dann noch mit ein paar Teigtaschen (Mandu) ausklingen, was auch wieder sehr lecker war!

Am Montag war dann wieder schönstes Herbstwetter und wir hatten uns die Besichtigung des Palastes dafür aufgehoben. Gegen 11 Uhr gab es dort eine englische Führung, wobei wir die nette Dame für uns hatten. Wir erfuhren viel über den Palast und die Stadt Jeonju. Zum Beispiel über die Bedeutung der Farben: blau steht für Korea. Oder das große Wasserschüsseln vor dem Hauptgebäude stehen um Feuer zu löschen und damit sich die Feuermonster vor ihrem eigenen Spiegelbild erschrecken! Aber auch das Jeonju erst seit 2002 so touristisch geworden ist und erst seit 2012 überall auf den Straßen die Hanbok vermietet werden. Die kostenlose Tour hat sich auf jeden Fall gelohnt und wir waren begeistert vom hübschen Palast und den ganzen neues Infos. Zum Mittag gab es dann im wuseligen Marktgebäude noch eine Sprossen und Reissuppe, bis es dann auch schon wieder mit dem Bus nach Busan ging. Das war wieder mal ein schönes gemütliches und herbstliches Wochenende!