Mittwoch, 28. Oktober 2020

Nachtrag Hochzeit

Nach einer Woche Flitterwochen habe ich Minji diese Woche wieder auf Arbeit gesehen. Sie brachte für alle Kollegen Süßigkeiten mit und jeder bekam ein Geschenk überreicht. Laut ihr ist das auch eine Hochzeitstradition, seinen Gästen nach der Hochzeit zu zeigen, wie wichtig sie sind bzw. wie sehr man sich über ihre Anwesenheit gefreut hat. Das Geschenk sind zwei verschiedene Salze, was ich sehr gut finde, da man Salz immer gebrauchen kann! Typisch sind wohl auch Reiskuchen, die aber nach nichts schmecken. Damit hätte ich eher weniger anzufangen gewusst. Alex meint, das diese Tradition der Geschenke für Gäste aber nicht sehr weit verbreitet ist. Ich hab mich jedenfalls sehr gefreut!



Sonntag, 18. Oktober 2020

Hochzeit auf koreanisch

Am 18.10.2020 hatte ich die Möglichkeit, an einer koreanischen Hochzeit teilzunehmen. Eingeladen wurde ich dazu schon mehr oder weniger an meinem ersten Tag im Institut von meiner Kollegin Minji. Leider war aber die ganze Zeit durch Corona nicht klar, in welchem Rahmen diese Feier stattfinden würde. Zum 12.10.20 wurden dann aber zum Glück die Schutzmaßnahmen von Level 2 auf Level 1 gesenkt und so konnte die Hochzeit mit allen Gästen stattfinden. Ich war sehr froh über meine Einladung und total gespannt auf den Tag.

Gefeiert wurde in einer Wedding-Hall (Hochzeitssaal) in Changwon, einer Stadt unweit von Busan. Ich wurde netterweise von meinen Kollegen Zuhause abgeholt und dann durch die Feierlichkeit geführt, denn sonst wäre ich dort auch ziemlich verloren gewesen. Nach unserer Ankunft mussten wir uns erst einmal in eine Liste mit Uhrzeit und Telefonnummer eintragen. Es wurde unsere Temperatur gecheckt und wir bekamen einen roten Sticker auf die Hand, so in der Art: "wurden gecheckt". Dann ging es zu einer Art Rezeption, wobei es eine für die Braut und eine für den Bräutigam gab. Wir stellten uns natürlich bei der Braut an - meine Kollegin Minji. Dort mussten wir das Hochzeitsgeschenk bzw. besser gesagt das Geld im Umschlag abgeben und bekamen dafür einen Essensgutschein ausgehändigt. Ich habe im Vorhinein gelernt, wie viel man schenkt: 30.000 KRW als Bekannter, 50.000 KRW als Freund und 100.000 KRW als guter Freund oder Familie. Man schenkt niemals 40.000 KRW, da die 4 im Chinesischen für Tod steht, und die meisten geben daher 50.000 KRW und aufwärts. Nachdem wir also das "geschäftliche" abgearbeitet hatten, ging es in einen Raum zum Fotos schießen mit der Braut. Minji sah echt wunderschön aus. In Korea werden die Hochzeitsbilder übrigens für die Einladungen schon vor der Hochzeit geschossen. Dabei schlüpft das Paar auch in verschiedene Kleidungsstücke, die ausgeliehen werden. Auch das Hochzeitskleid am Tag der Hochzeit wird geliehen und so fand ich es etwas schade, dass es bisschen zu lang und zu groß für die schlanke Minji war. Aber trotzdem wunderschön!

"Rezeption" zur Abgabe des Geldgeschenks


Nach dem ganzen Vorspiel machten wir es uns dann im Hochzeitssaal in vorderster Reihe gemütlich. Die Eltern sitzen mit auf der Bühne, also denkt nicht, wir hätten jemandem den Platz geklaut. Allgemein gibt es meist wohl runde Tische mit Stühlen, die um eine Art Laufsteg stehen, was hier aber nur auf einer Seite der Fall war. Unsere Seite war wie eine Tribüne gebaut und so hatten wir einen perfekten Blick auf das Geschehen. Der Saal war recht schick und mit viel Glitzer und Kunstblumen dekoriert. Dann begann die "Show". Zuerst wurde die Braut mit ihrem Brautvater hinter einem Vorhang gezeigt. Dann liefen die Mütter des Brautpaares, gekleidet in traditionellen koreanischen Kleidern, über den Laufsteg und mussten zwei Kerzen anzünden. Danach betrat der Bräutigam die Bühne, bis die Braut mit ihrem Vater den Laufsteg betrat und in der Mitte dem Bräutigam übergeben wurde. Auf der Bühne lasen die beiden dann ihre Gelübde vor und unterschrieben diese. Daraufhin gab es Verbeugungen vor den Eltern und deren Gratulation. Gekrönt wurde das Ganze von einer Bildershow und einer Karaokeeinlage, wobei die Freundin leider sehr schief sang. Die Braut klang bei ihrem Song dann doch viel besser, traf aber die hohen Töne leider nicht. Danach wurde sich noch bei den Gästen bedankt und einige Gruppenfotos geschossen. Die Zeremonie war somit nach 45 Minuten beendet und alle stürmten in den Keller. Dort musste man seinen Essensgutschein abgeben und konnte sich mit vielen anderen Menschen am Buffet sattessen. Generell wird das Essen hier aber auch hinein geschlungen, wodurch wir dann fast die Letzten waren, die noch gemütlich an den Tischen saßen. Wir fanden später auch heraus, wieso: der Parkplatz war ziemlich teuer für koreanische Verhältnisse. 





Nach 2 Stunden war dann also das Thema Hochzeit gegessen und wir wieder auf dem Heimweg. Im Übrigen waren wir auch auf keinen Fall die einzige Hochzeit an diesem Tag. Es lagen drei Säle nebeneinander und in jedem wurde jede Stunde eine andere Hochzeit gefeiert. Das spiegelt schon so ein bisschen die Mentalität des Termindrucks der Koreaner wieder und gefällt mir leider gar nicht. Es war eine interessante Erfahrung, aber ich würde ungern mit Zeitstress heiraten wollen. Außerdem wurde dem Brautpaar während der Zeremonie ständig von einer Organisatorin gesagt, wo sie als Nächstes hingehen müssen, wie sie sich stellen oder drehen müssen, das Kleid zurechtgezupft usw. Das ist alles so unecht und so viel Show! Jedenfalls weiß ich jetzt, wie sowas abläuft, und bin froh, bei diesem Ereignis dabei gewesen zu sein!

Sonntag, 11. Oktober 2020

Urlaub auf der Insel

Wie euch ja sicher schon aufgefallen ist, hab ich mich länger nicht gemeldet. Ich war zum ersten mal in diesem Jahr im Urlaub! Juhu!!! Möglich war das, da in Korea drei aufeinanderfolgende Feiertage anstanden. Das Fest heißt Chuseok und ist eines der Wichtigsten. Es wird auch als koreanisches Thanksgiving bezeichnet, wir würden es wohl eher Erntedank nennen. Zu dieser Zeit reisen alle Koreaner in ihre Heimatstädte und begehen das Fest mit ihren Familien. Dementsprechend groß waren und sind auch die Sorgen bezüglich der Coronasituation im Land, da sich eben für drei Tage lang ein ganzes Land auf reisen begeben hat. So auch Katrin und ich, denn wir wollten natürlich nicht so viele freie Tage zuhause verbringen. 

Am 26.09.2020 startete unsere Reise und zwar mit dem Flugzeug auf die Insel - nach Jeju-do, der größten Insel Südkoreas und gleichzeitig kleinste Provinz Südkoreas mit dem höchsten Berg Südkoreas. Ich hatte ja schon angekündigt, dass ich dort auf jeden Fall mal hin wollte! Unterwegs waren wir mit unseren Rucksäcken und hatten uns für die 10 Tage Urlaub 3 verschiedene Unterkünfte gebucht. 

Unsere Erste Unterkunft war in Jeju-si, im Norden der Insel nahe des Flughafens und die größte Stadt der Insel. Von dort aus besuchten wir den Yongduam Rock oder Drachenkopfstein, die Promenade und ein privates, echt cooles Kunstmuseum. Ein Ausflug ging zur Manjang-gul, einer Lava-Röhrenhöhle mit einer Länge von über 7 km, die damit als größtes Lavahöhlensystem der Welt gilt. Begehbar ist aber nur 1 km, der leider auch sehr schlecht ausgeleuchtet war. Danach ging es am selben Tag noch zum Sangumburi, einem sehr bekannten Krater, den man ganz fix besteigen kann da er sehr flach ist, aber einen Durchmesser von 350 m hat. Er entstand durch eine einmalige Gasexplosion und erhielt dadurch seine besondere Form. Diese Art von Vulkanen sind sehr selten und wohl in der Vulkaneifel vorhanden. Übrigens sind alle Vulkane auf Jeju erloschen. Der Halla-san ist sozusagen der Muttervulkan, aus dem die ganzen kleineren Vulkane auf der Insel entstanden sind und die Insel an sich besteht eben auch nur durch den Vulkan. Dieser höchste Berg Koreas mit seinen 1950 m sollte in dem Urlaub natürlich auch bestiegen werden! Dafür nahmen wir uns einen Tag Zeit und starteten 6:30 Uhr am Fuße des Berges bei ca. 750 m über NN. Als Aufstieg nahmen wir die steilere Route mit ca. 9 km Länge und erreichten mit einer großen Pause an einem schönen Ort die Spitze des Berges gegen 11 Uhr. Die Natur auf den Pfaden war wunderschön, das Wetter so gut, dass wir über die ganze Insel auf die Städte schauen konnten und der Blick in den Krater auf einen See einfach eine große Belohnung nach dem beschwerlichen Aufstieg. Oben waren dann massig Menschen, die den flacheren Pfad nach oben gewandert waren. Wir machten unsere Mittagspause und beobachteten die Koreaner beim Anstehen zum Fotos machen vor dem Gipfelstein. Der Weg nach unten war dann zwar flacher und damit Knieschonender, aber dafür länger und damit waren wir dann auch froh, als wir nach 12 Stunden auf den Beinen dann endlich wieder am Fuße des Bergs und damit der Bushaltestelle ankamen. Am Tag darauf wurde dann direkt zum Strandtag erklärt, wo wir auch noch einen meiner Kollegen trafen und bei schönstem Wetter am Strand relaxten. Unser letzter Ausflug von Jeju-si ging zum Jeju Loveland, einem Park mit Skulpturen zum Thema Sex, den wir aber im Endeffekt bisschen zu teuer fanden, für das was gezeigt wird.

Arario Kunstmuseum Jeju-si
In der Lavahöhle

Hier steht Sangumburi, denn das wurde am Krater geschossen.
Diese netten Herren stehen überall auf der Insel!
Während unserem Aufstieg auf den Halla-san
Oben angekommen! Im Hintergrund der Gipfelstein.

Strandtag
Im Jeju Loveland

Dann ging es weiter nach Seongsan-ri, einem kleinen Fischerdorf im Osten. Hier sind die Haenyeo zuhause, Frauen die gelernt haben, nur mit Flossen und Taucherbrille ausgestattet, allerlei Meerestiere zu fangen. Leider sind sie auch eine aussterbende Generation und alle über 40 Jahre, da niemand mehr diesen anstrengenden Job machen möchte. Von dem Dorf aus ging es für uns einen Tag mit Wenjing (meinem Kollegen) auf die Insel U-do. Dort liehen wir uns Fahrräder mit E-Antrieb und umrundeten die Insel (11,2 km Strecke), machten viele Pausen an gemütlichen Stellen und natürlich viele Fotos. Den Tag darauf klingelte der Wecker mal wieder gegen 5 Uhr, da wir den Seongsan Ilchul-bong vor Sonnenaufgang besteigen wollten. Oben angekommen fühlten wir uns wie im Kino und bestaunten, unter einem lauten Ooh-Raunen der Koreaner um uns, die aufgehende Sonne im Meer mit Blick auf den hübschen Krater im Vordergrund. Am selben Tag wechselten wir noch unsere Unterkunft, aber besuchten vorher noch die Jeju Folk Village, wo die traditionellen Häuser der Insel gezeigt werden. 

Nahe dem Seongsan Ilchul-bong Krater
Blick auf U-do
Haus in der Jeju Folk Village

In Seogwipo, der im Süden gelegenen zweiten großen Stadt, genossen wir die modernen, künstlerischen Viertel zusammen mit der Natur von Wasserfällen und Steilküsten. Das dort ansässige Kunstmuseum hatte wegen Corona leider geschlossen, aber auch so hatten wir genug zu sehen. An unserem letzten Tag besuchten wir noch die Sanbanggul-sa, eine Höhle mit einem Steinbuddha und einem schönen Tempel dazu. Da es dann leider regnete, verbrachten wir einige Stunden in einem Kaffee an einem dunklen Vulkansandstrand. Damit war unser Urlaub dann auch schon wieder rum. Wir hatten super Wetter und hätten fast jeden Tag baden gehen können an den schönen Stränden von Jeju. Wir waren begeistert von der Schönheit der Natur an diesem Fleck der Erde und haben viele Sehenswürdigkeiten gesehen. Für unseren nächsten Besuch der Insel würden wir dann wohl eine Inselumrundung zu Fuß planen, da es Trails um die ganze Insel gibt, die super ausgebaut sind und wir uns das echt gut vorstellen könnten. Mal sehen ob das irgendwann mal wieder ein Ziel wird.

Blick auf den Halla-san
Einer der Wasserfälle und natürlich bester Fotospot!
Fischerboote zum Octopus fangen

Sanbanggul-sa
Brauner Sandstrand bzw. Vulkansand

Jedenfalls bin ich froh, dass ich zu Coronazeiten einen so schönen Urlaub mit Katrin verbringen konnte uns so viel zu sehen hatte. Zurück ging es am 05.10.2020 und ich hab schon wieder meine ersten Tage gearbeitet, wobei ich wieder mit voller Kraft starten konnte.