Dienstag, 18. August 2020

Langes Wochenende in der historischen Hauptstadt Gyeongju

Der 15. August ist in Südkorea der Unabhängigkeitstag an dem die Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft (1945) und die Bildung einer Regierung (1948) gefeiert wird. In diesem Jahr fiel der Tag jedoch auf einen Samstag und so wurde kurzerhand von der Regierung beschlossen den Montag darauf in einen Feiertag umzuwandeln. Damit bekam ich also ein langes Wochenende geschenkt das genutzt werden wollte. Zuerst plante ich nach Jeonju zu reisen, da es recht hübsch sein soll und einige Stunden entfernt liegt. Jedoch sagte der Wetterbericht in dieser Stadt Regen voraus und deshalb wurde der Plan geändert.

Schließlich ging es Samstag früh 7 Uhr auf in die Stadt zum Busbahnhof und dann in einer einstündigen Busfahrt nach Gyeongju. Die Fernbusse hier sind keine Busse wie in Deutschland. Sie besitzen nur eine Tür und haben dafür aber nur drei sehr komfortable Sitze pro Reihe. In meinem Hostel angekommen, konnte ich meinen Rucksack abstellen und mit leichterem Gepäck direkt in die Stadt zu den Sehenswürdigkeiten starten.

Los ging es mit einem Park...und viele Parks folgten. Ich hatte mir unter den Königsgräbern schon irgendwie etwas mehr als nur mit Gras bewachsene Hügel vorgestellt. Aber die Größe einiger dieser Hügel ist schon enorm und viel wichtiger ist ja das Innere! Eines der Gräber konnte man von Innen besichtigen, wobei es so gestaltet war, dass man sich den genauen Aufbau unter der Erde besser vorstellen konnte. Die Gräber sind aus der Zeit der Silla-Herrschaft von ca. 50-900 n. Chr. in der Gyeongju die Hauptstadt des Reichs war. Darauf folgten noch zwei weitere Dynastien. In den Parks stellte ich vor allem fest wie sehr ich Schatten brauchte bei 36 °C und einer hohen Luftfeuchte nach wochenlangem Regen, aber auch das alle Koreaner unglaublich gerne Fotos von sich und allem um sich machten. So stand zum Beispiel an den größten Hügelgräbern eine riesige Schlange, die darauf warteten, dass das nächste Pärchen dran kam und seine 100 Bilder in 20 verschiedenen Posen machte. Das war schon ein kleines Schauspiel für mich. Als ich mich dann durch den Großteil der bekanntesten Hügel durchgearbeitet hatte ging es durch einen weiteren Park mit vielen Blümchen, in dem ein altes Observatorium steht, was aber nur ein Flaschenförmiger Turm ist. Für die Wissenschaft also nicht ganz so bedeutend, aber für die Geschichte allemal. Vorbei ging es dann an einer alten Festung, die nur noch aus den Grundsteinen besteht und auch zum Ausgrabungsort geworden ist, zum Museum von Gyeongju. Dorthin wollten am Samstag leider alle, denn es ist schön schattig und kühl in diesen Gebäuden. Nach dem Temperaturcheck und der Einschreibung auf einer Liste schlängelte ich mich dann also mit Menschenmassen durch die Unmengen von Artefakten, welche in 4 Gebäuden ausgestellt wurden. Fast alles wurde in den Gräbern oder Tempeln in der Umgebung der Stadt gefunden und war toll aufbereitet und erklärt. Ich bin wieder einmal von einem kostenlosen Museum hier voll begeistert. Nach fast zwei Stunden wollte ich dann aufbrechen und wurde von einer Bühne im Schatten des Hauptgebäudes aufgehalten. Hier verweilte ich dann noch eine Stunde, da gerade eine Gruppe eine musikalische und artistische Vorstellung gab. Leider hab ich nicht so viel von dem Erzählten verstanden, trotzdem gab es genug für  mich zu sehen. Zuletzt ging es noch zu einem alten Palast und Teich, wobei von dem Palast eigentlich auch nichts mehr übrig ist und nur drei Pavillions wieder aufgebaut wurden. Zum Ende des Tages gab es noch einen lecker Pfannkuchen mit Frühlingszwiebeln sowie Reiswein und ein Telefonat mit meinem Lieblingsmensch.






Den Sonntag startete ich genauso euphorisch, wobei ich von einem verspäteten Frühstücksstart in der Unterkunft aufgehalten wurde. Dafür lernte ich dann aber Olga kennen, eine Kasachin die seit 12 Jahren in Südkorea lebt, die mich dann mit ihrem Auto zu meinem Tagesziel dem Bulguksa Tempel fuhr. Der Tempel ist genauso alt wie der Rest der Stadt und wurde aber schon einige Male durch verschiedene Herrscher oder Naturereignisse zerstört. Momentan ist er jedoch sehr hübsch hergerichtet und ein echter Touristenhotspot. Der Tempel hat mir wahnsinnig gut gefallen, ich habe massig Fotos gemacht und dafür hat sich das ewige Maske tragen auf jeden Fall gelohnt! Danach ging es zum Seokguram Tempel oder besser Höhle, denn hier ist der komplette Tempel in Stein gemeißelt. Leider darf man diesen nicht mehr richtig betreten und er wurde mit einer Glasplatte versiegelt. Fotos waren außerdem auch nicht gestattet und da war ich dann etwas enttäuscht und trotzdem begeistert von dieser Arbeit. Außerdem lag der Tempel sehr weit oben auf dem Berg, wodurch man einen super Ausblick hatte. Zum späten Mittag gab es dann Kimbab für mich, bei zwei netten Omis mit denen ich mich gerade so verständigen konnte... Aber ich glaube die Sprache für Essen und Geld spricht jeder irgendwie, wenn auch mit Händen und Füßen, oder dem Handy. Als letztes an diesem Tag steuerte ich noch das Grab eines Generals an, welches etwas außerhalb der Stadt lag. Dieses war anders als die anderen Gräber, da es von einer Steinmauer umgeben war in die einige beschützende Tiere hinein gemeißelt waren.





Der Montag sollte ebenfalls früh beginnen, schließlich wollte ich noch etwas schaffen, bevor 17:20 Uhr mein Bus Richtung Busan ging. Halb 10 kam ich im Namsan-Nationalpark an, der auch als riesiges Freilichtmuseum bezeichnet wird. An der Information konnten mir leider keine Informationen über die beste Route gegeben werden mangels beiderseitiger Sprachkenntnisse und so machte ich mich einfach auf nach oben. Auf meinem Weg sah ich sitzende Buddhas mit und ohne Kopf und in stein geritzte stehende Buddhas. Ich kam auch an einem Tempel kurz vor der Spitze vorbei und quatschte mit einem älteren Mann der mir einen Power-Riegel schenkte und mich fragte ob ich in dem Park öfter wandern gehe. Nach ca. 400 Höhenmetern und 2 Stunden war ich an der Spitze angekommen, von der man keinerlei Ausblick hatte, da der Wald doch sehr dicht war. Für den Weg nach unten hatte ich mir leider einen etwas steilen Pfad ausgewählt, dafür war ich dann aber auch fix wieder unten und konnte noch weitere Sehenswürdigkeiten besuchen. Zuerst gab es aber kalte saure schwarze Nudeln in einem Restaurant, wobei ich euch leider nicht sagen kann wie das Gericht wirklich heißt. Bei der nächsten Attraktion fand sich von der früheren tollen Villa leider nur noch ein für mich zuerst undefinierbares Stück, was sich als Wasserspiel herausstellte. Da war ich aber eigentlich um einen Geocache zu suchen und zu finden. Als letztes besuchte ich noch die älteste noch vorhandene Steinpagode der Silla-Zeit und den daneben liegenden Tempel, bis dann auch schon wieder ein ereignisreiches, anstrengendes, warmes Wochenende vorbei war.





Gyeongju hat mich von der Größe her ein bisschen an Freiberg und Bautzen erinnert, da der Großteil in Laufweite war, was mir sehr gefallen hat. Außerdem hat sie viel zu sehen, was ihr hoffentlich diesem Post entnehmen konntet. Damit ging wieder ein ereignisreiches Wochenende vorüber. Ich hätten des Post sicherlich noch doppelt oder dreifach mal länger gestalten könne, aber für einen Überblick sollte es reichen. Ich freue mich über eure Fragen und Kommentare!

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